Das Teilprojekt A05 befasst sich mit Schriften und Schriftzeichen am Kirchenbau und im liturgischen Raum in Mittel- und Westeuropa vom frühen bis ins späte Mittelalter.
Stand in der ersten Förderphase die Frage nach der Schriftpräsenz bzw. der restringierten Schriftpräsenz im Vordergrund der Untersuchungen, so soll in der zweiten Phase verstärkt die Vernetzung von (In-)Schriften im Raum und die Ausbildung liturgischer Schrifträume analysiert werden. Neben Schrift in materialer Form (Inschriften am Bau, auf Bauausstattung und liturgischem Mobiliar; Schrift in Codices) sollen in diese Analyse auch nicht (dauerhaft) materiell erfahrbare Formen von Schrift bzw. des Umgangs mit Schrift einbezogen werden – also das gesprochene Wort oder der gesungene Vers, die liturgische Handlung, das theologische Konzept oder die sozio-kulturelle Praxis.
In diesem Rahmen wird sich die bildwissenschaftliche Untersuchung (Frese) mit dem liturgischen Codex als Schrift-Raum beschäftigen und anhand von Zierseiten und Kanonbildern der Frage nachgehen, inwiefern liturgische Handschriften räumlich verstanden werden konnten und Bezüge zum äußeren liturgischen Handlungsraum hergestellt wurden.
Die Untersuchung zu Portalinschriften (Krüger) wird sich zum Innenraum öffnen und (In)Schriften als strukturierendes und spezifische Binnenräume konstituierendes Element in den Blick nehmen. Vor allem anhand von Schrift auf liturgischer Ausstattung soll dabei den Beziehungen zwischen schrifttragenden Artefakten, Kultorten, liturgischen Handlungen und theologischer Bedeutungszuschreibung nachgegangen werden.
Die Untersuchung der Bauinschriften (Keil) wird sich in der neuen Förderphase auf Bauskulptur mit Inschriften (u.a. Kapitelle, Kreuzgangreliefs, Chorschrankenreliefs) im sakralen Raum und an seiner Peripherie konzentrieren. Dabei soll insbesondere nach der Herkunft der Texte und nach ihrem Bezug zum Bildwerk gefragt werden sowie nach mit einzelnen Artefakten verbundenen Rezeptionspraktiken.
In einer exemplarischen Querschnittsstudie zu den durch Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022) gestifteten, schrifttragenden Kunstwerken in Hildesheim, die in ungewöhnlicher Vollständigkeit erhalten sind und Inschriften verschiedener Art sowie liturgische Bücher umfassen, soll eine Bündelung der Einzeluntersuchungen versucht werden.
Kooperationspartner des Teilprojekts A05
Außeruniversitäre Kooperationen:
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Dommuseum Hildesheim (Kurator Dr. Gerhard Lutz, Restaurierung: Uwe Schuchardt, Dr. Claudia Höhl)
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Prof. Dr. Karl-Bernhard Kruse (Diözesankonservator von Hildesheim)
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„Forschungsstelle Deutsche Inschriften“ der Göttinger Akademie der Wissenschaften (Dr. Christine Wulf)
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„Forschungsstelle Deutsche Inschriften“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Britta Hedtke M.A.)
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„Forschungsstelle Deutsche Inschriften" der Mainzer Akademie der Wissenschaften (Dr. Eberhard J. Nikitsch)
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Nationaler Forschungsschwerpunkt (NFS) „Eikones“, Basel (Cluster 2: „Bild, Schrift, Ornament“)
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„Corpus des inscriptions de France médiévale“, Poitiers (Dr. Vincent Debiais)
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„Corpus Inscriptionum Hispaniae Mediaevalium“, León (Dr. Alejandro García Morilla, Dr. Alicia Miguélez Cavero)
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Handschriftencensus Rheinland-Pfalz (Dr. Christoph Winterer)
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Prof. Dr. Andreas Hartmann-Virnich (Université Marseille – Aix-en-Provence)
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Christian de Reynier (Archéologue du bâti, Office de la protection des Monumentes et des Sites, Neuchâtel)
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Dr. Michele Luigi Vescovi (University of York) (Interview: https://sfb933.hypotheses.org/215)
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Unité mixte de recherche "ArteHis" (CNRS/Université de Bourgogne, Dijon)
Veranstaltungen des Teilprojekts A05
12. November 2011
Workshop: „Verborgen, unsichtbar, unlesbar – zur Problematik restringierter Schriftpräsenz“
Workshopbericht: http://www.materiale-textkulturen.de/mtc_blog/2012_011_Keil_Frese.pdf
25.-27. November 2011
Internationaler Workshop: „Erscheinungsbild und Handhabung heiliger Schriften“ (veranstaltet durch TP A03, A05, B02, B04, B07, C04 und C07)
5. Dezember 2011
Impulstagung: „Papyrus, Pergament, Papier – zur Materialität der Beschreibstoffe“ (veranstaltet durch TP A02, A03, A04, A05 und A06 in der UB Heidelberg) Tagungsberichte: Kirsten Tobler und Natalie Maag, in: Informationsdienst der AHF, Nr. 020/12 Sandra Schultz, in: H-Soz-u-Kult (06.03.2012)
6.-7. Juli 2012
Workshop: „Einführung in die frühmittelalterliche Initialkunst“ (veranstaltet durch TP A04, A05)
WS 2012/13
Oberseminar zum Thema "Bildakte/Schriftakte" (durchgeführt von den Mitarbeitern des TP A05, angeboten im Rahmen des Integrierten Graduiertenkollegs „Text-Anthropologie“)
26.-31.Oktober 2013
Workshop in Istanbul: „Structure from Motion” (organisiert von TP A01, A05 und INF)
6. Februar 2014
Vortrag von Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Universität Bonn): „Wort und Bild in der Widmungsminiatur des Kostbaren Evangeliars Bischof Bernwards von Hildesheim“ ” (organisiert von TP A05)
4. September 2014
Vortrag von Dr. Markus Späth (Universität Gießen): „Schrift als Bild in der Siegelkultur des europäischen Mittelalters“ (organisiert von TP A05)
23.–25. Februar 2015
Internationale Konferenz: „Präsenz und UnSichtbarkeit. Zeichentragende Artefakte im sakralen Raum“ (organisiert von TP A03 und A05)
Folgende Gastwissenschaftler wurden eingeladen:
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Juli 2012: Dr. Christoph Winterer (Mainz)
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Juli 2012: Prof. Dr. Ulrich Kuder (Kiel)
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Februar 2014: Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Bonn)
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September 2014: Dr. Markus Späth (Gießen)
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Oktober/November 2014: Britta Hedtke, M.A. (Heidelberg)
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Juni 2015: PD Dr. Jens Rüffer (Bern)
Publikationen des Teilprojekts A05
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Sammelband: Tobias Frese, Wilfried E. Keil und Kristina Krüger (Hgg.): Verborgen, unsichtbar, unlesbar - Zur Problematik restringierter Schriftpräsenz. Berlin/Boston 2014; darin die Aufsätze:
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Tobias Frese: „Denn der Buchstabe tötet“ – Reflexionen zur Schriftpräsenz aus mediävistischer Perspektive. S. 1-15.
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Wilfried E. Keil: Überlegungen zur restringierten Präsenz mittelalterlicher Bauinschriften. S. 117-142.
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Kristina Krüger: Nicht verborgen, sondern goldgehöht – doch nur den Wenigsten verständlich. Die Corveyer Fassadeninschrift. S. 59-84.
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Matthias Untermann: Lauftexte und Buchstabensalat. Zu schwer lesbaren Monumentalinschriften der Zeit um 1300. S. 169-190.
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Tobias Frese: Gegensätze, Grenzen und Übergänge. Zum Schrift/Bild-Verhältnis in der Kunst Bernwards von Hildesheim. In: Rebecca Müller, Anselm Rau und Johanna Scheel (Hgg.): Theologisches Wissen und die Kunst. Berlin 2015 (Druck in Vorbereitung).
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Wilfried E. Keil: Abwesend und doch präsent? Zur restringierten Präsenz von Grundsteinen und ihren Inschriften. In: Gründungen im archäologischen Befund. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 27. Paderborn 2014, 17-24.
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Kristina Krüger: L'image et les mots – réflexions sur la présence voire l'absence d'inscriptions aux portails romans sculptés. In: Pascale Chevalier, Sylvie Balcon (éds.): La mémoire des pierres. Mélanges d'archéologie, d'art et d'histoire en l'honneur de Christian Sapin (Bibliothèque de l'Antiquité tardive). Turnhout 2015 (Druck in Vorbereitung).
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Matthias Untermann: Inschriften der Bauleute der Salierzeit. In: Matthias Müller, Matthias Untermann und Dethard von Winterfeld (Hgg.): Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus. Darmstadt 2013, 206–221.
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Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken. Hg. von Thomas Meier, Michael Ott und Rebecca Sauer (Materiale Textkulturen 1). Berlin/Boston 2015 (im Druck). Darin:
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Tobias Frese, Wilfried E. Keil, “Schriftakte/Bildakte“
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Tobias Frese u.a., „Präsenz“
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Wilfried E. Keil u.a., „Meißeln“
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Wilfried E. Keil u.a., „Putz“
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Wilfried E. Keil u.a., „Ritzen“
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Wilfried E. Keil u.a., "Stein"
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Wilfried E. Keil u.a., „Topologie“
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Kristina Krüger u.a., „Lesen und Entziffern“
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Workshop-Bericht: Tobias Frese, Wilfried Keil: „Verborgen, unsichtbar, unlesbar“ – zur Problematik restringierter Schriftpräsenz, Material Text Culture Blog 2012.11. URI: http://www.materiale-textkulturen.de/mtc_blog/2012_011_Keil_Frese.pdf
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