Schriften in mittelalterlichen Kirchen und Klöstern sind nicht zufällig im Raum verteilt, sondern oftmals mit großem Kalkül entworfen und platziert. Schriftbildlich hervorgehoben oder – im Gegenteil – kaumS sicht- und lesbar bezeichnen sie Schwellen und Raumgrenzen (Portale, Wände und Pfeiler, Abschrankungen, Glasfenster), heben kultische und liturgische Zentren hervor (Heiligengräber, Altarräume, Chorbereiche, Taufsteine) und zeichnen Altäre aus. Darüber hinaus prägt Schrift den Sakralraum auch in nicht-materialer Form, als theologisches Konzept, kulturelles Wissen, gesprochenes Wort und gesungener Vers. Die mit Inschriften versehenen Orte, Ausstattungsstücke und Bildwerke sind dabei nicht voneinander isoliert zu sehen: Statt dessen markieren sie, so die Vermutung, Knotenpunkte in einem komplexen Netzwerk kultischer wie soziokultureller Handlungen im Sakralraum und an seiner Peripherie, das stetem Wandel unterworfen ist (Festtage, Umbauten, neue Stiftungen). In diesem Sinne dienen Inschriften auch der Binnendifferenzierung des architektonischen Raums, der Ausbildung von Verkehrswegen und der Akzentuierung theologischer Bedeutungen.
Im Rahmen der Tagung sollen u.a. baugebundene Skulpturen mit Inschriften, schrifttragende Stiftungen zur Kirchenausstattung und – nicht zuletzt – der Codex als Schriftraum mit seinen Bezügen zum sozialen, liturgischen und architektonischen Raum Beachtung finden.
Um Anmeldung wird bis zum 15. November gebeten.
Kontakt: w.keil@zegk.uni-heidelberg.de
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