In der Hebräischen Bibel wird dem Gott Israels die Ausübung typischer Schreibertätigkeiten zugesprochen. Nicht nur findet man ihn in einem allgemeinen Sinne als Schreibenden dargestellt. Nein, er produziert auch Texte, die seinen eigenen mündlichen Vortrag verschriftlichen. Das göttliche Tun findet im menschlichen seine Entsprechung und seine Extension und Weiterführung. Darstellungen des Mose im Pentateuch und einige Texte der klassischen Schriftprophetie bieten dafür schlagende Beispiele.

In diesem Vortrag geht es darum, die theologische “Aufladung” des Schreibens auf ihre Grundlagen im gesellschaftlichen Sein Israels zurück zu verfolgen und damit Israels Schriftideologie historisch und anthropologisch besser verstehen zu lernen, damit aber zugleich auch zu einem vertieften theologischen Verständnis der “Theologie des Schreibens” beizutragen.

Um die ganze Tiefe von alttestamentlichen Vorstellungen über das Schreiben Gottes und der Menschen ermessen zu können, ist es aber unerlässlich, auch die Korrelation zwischen Schreiben und bildlicher Darstellung zu bedenken. Der Zusammenhang zwischen dem “Bilderverbot” und der Privilegierung der Schrift und des Schreibens ist in der alttestamentlichen Wissenschaft weitgehend unbemerkt geblieben.  Wie sich zeigen wird, ist diese Korrelation jedoch von zentraler Bedeutung für das Verständnis der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte.

Der Vortrag findet als öffentliche Abendversantsaltung im Rahmen der Autorenkonferenz "Praktiken schriftlicher Kommunikation" statt.