Der Vortrag behandelt den Fund und die Auswertung von zwei umfangreichen Textpassagen des Hypereides, eines der berühmtesten Redner des 4. Jhd. v. Chr. 320 Zeilen der Reden Gegen Diondas und Gegen Timandros, die bis zur Jahrtausendwende als verschollen galten, konnten aus der tiefsten Schriftschicht des Archimedes-Palimpsests, eines im 13. Jhd. wiederverwendeten Pergamentcodex, rekonstruiert werden. Zur Anwendung kam dabei ein bahnbrechendes Fotografieverfahren, in dem jede Textseite in 16 Einzelaufnahmen auf verschiedenen Lichtfrequenzen abgelichtet und softwareunterstützt optimalisiert wurde ("Pseudo-Farbbilder").

Der zweiteilige Vortrag soll zum einen die materialen und technischen Hintergründe des neuen Textfundes beleuchten, zum anderen sollen Fragen der Textkonstitution, aber auch Interpretation erörtert werden. Der Neufund ermöglicht eine genaue textkritische Analyse der eingesetzten rhetorischen Mittel und von intertextuellen Verknüpfungen, vor allem in Hinblick auf die Rede über den Kranz des Demosthenes.

Prof. Dr. László Horváth ist Professor für Klassische Philologie an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest und Leiter des dortigen Eötvös-József-Collegium sowie Herausgeber der soeben bei de Gruyter erschienenen Monographie Der Neue Hypereides. Textedition, Studien und Erläuterungen (Texte und Kommentare 50). Er hat von Anfang an die Entwicklung des hier vorgestellten Analyseverfahrens begleitet, dessen technische und philologische Entwicklung vorbildlich dokumentiert wurde.Es ist Gastwissenschaftler im Teilprojekt  A03 des SFB 933 "Materiale Textkulturen".

 
Ansprechpartner: 
Prof. Dr. Andrea Jördens
Institut für Papyrologie
Telefon: (0)6221-54 23 97
E-Mail: andrea.joerdens@urz.uni-heidelberg.de