Kategorie Vorlesung
Titel Gastvortrag: "Ist Holz gleich Bambus? – Einige Reflexionen im Spiegel neuerer Tendenzen in der chinesischen und japanischen Forschung antiker chinesischer Holz- und Bambusleisten" (Prof. Dr. Arnd Hafner, Tokyo )
Termine Dienstag, 04.08.2015
Ort Institut für Sinologie
Dokumente
  • SFB933_Hafner_Holz_und_Bambus_04082015
  • Holz und Bambus waren im antiken China gleichermaßen wichtige Schreibmaterialien, weisen aber tendenziell in Form, Art der Verwendung bzw. Wiederverwendung und auch von den Ausgrabungsorten her große Unterschiede auf. Trotz gewisser Überschneidungen könnte man wenigstens für die Zeit der Qin- und Han-Dynastien in Anlehnung an das Begriffspaar „Geländeleisten“ und „Grableisten“ von Oba Osamu den Unterschied im Groben wie folgt skizzieren. Holz spielte eine hervorragende Rolle als Schreibmaterial in der staatlichen Verwaltung und wird vorwiegend in Überresten von mit der Verwaltung verbundenen Gebäuden oder ähnlichen Einrichtungen vorgefunden, wohingegen Bambus zumeist aus Gräbern geborgen wird, beschrieben hauptsächlich mit Literatur, inklusive juristischer Literatur wie Gestzessammlungen oder Urteilssammlungen. Daß Holz sich auch durch eine überraschende Formenvielfalt vom Bambus absetzt, dürfte ebenfalls mit dem Verwaltungskontext zusammenhängen, in dem Holz als Beschreibstoff Anwendung fand. Bezüglich der Holzleisten macht seit einigen Jahren eine  japanische Forschungsgruppe um Momiyama Akira, die sich aus der Sicht einer „ökologischen Forschung“ mit dem „Lebenszyklus“ von beschrifteten Leisten beschäftigt, auf sich aufmerksam, und wegen der großen Flut an hauptsächlich auf Bambus geschriebener Literatur wächst in der chinesischen Forschung der Ruf nach einem darauf basierenden Neuaufbau der klassischen Philologie bzw. Altertumskunde. Mit Hinsicht auf diese Forschungstendenzen und anhand persönlicher Erfahrung mit der Bearbeitung einer auf Bambus geschriebenen antiken Urteilssammlung unter den qinzeitlichen Yuelu-Handschriften und mit den auf Holz geschriebenen qinzeitlichen Verwaltungsdokumenten aus Liye werden Gedanken über eine adäquate Bearbeitung und Erforschung antiker chinesischer Holz und Bambusleisten zur Diskussion gestellt.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Enno Giele (TP B09 - Institut für Sinologie - enno.giele@zo.uni-heidelberg.de)