Kategorie Tagung / Konferenz
Titel Tagung: "Spur und Kontext. Sachkulturen in Bibliotheken von Schriftsstellern und Gelehrten"
Termine Montag, 09.11.2015
Dienstag, 10.11.2015
Ort Wolfenbüttel, Seminarraum im Meißnerhaus, Schlossplatz 2; Bibelsaal in der Bibliotheca Augusta, Lessingplatz 1
Gesprochene Texte sind vergänglich. Ihre Niederschrift überdauert. Ob
Papier, Pergament oder Papyrus, gerollt oder geheftet - ohne das
Phänomen der Materialität von Schrift wäre aus dem Strom der Zeit kein
Text erhalten, obgleich ihre Schriftträger Alterungsprozessen und
Zerfall unterworfen sind. Benutzungsspuren oder individuelle Einbände
verleihen selbst in großer Auflage gedruckten Büchern Einmaligkeit.
Autogramme, Signaturen und handschriftliche Eintragungen, eingelegte
Zettel oder gepresste Pflanzenteile lassen auf Arbeitspraktiken und
Kontexte des Buchgebrauchs schließen. 

Gemeinsame Spuren verbinden einzelne Bücher zu Buchbeständen und lassen
die Rekonstruktion historischen Buchbesitzes zu. Das Zusammenspiel der
Spuren am und im Buch zeigt die Auseinandersetzung mit literarischen und
wissenschaftlichen Texten, ihre produktive Rezeption, Weitergabe,
Verbreitung oder Unterdrückung. 

Lebensumstände und Nutzungsgewohnheiten können Spuren in der Bibliothek
hinterlassen, Büchersammlungen verändern, fragmentieren oder sogar
zerstören, aber auch spurlos bleiben. Zusammenhängende Bestände von
Autorenbibliotheken sind als komplexe Wissens- und Lebensspuren von
Schriftstellern und Gelehrten auch biographische Quellen. Eine
Bibliothek ist aber ebenso von Dingen umgeben, und sie kann ein
Repositorium von Dingen sein. 

Spuren in Bibliotheken von Schriftstellern und Gelehrten sind diachrone
Phänomene. Ihrer wissenschaftlichen Aussagekraft im Kontext von Werk und
Biographie widmet sich dieser Workshop. Leitende Fragen sollen sein: Wie
sind Spuren in den Bibliotheken von Schriftstellern und Gelehrten für
die Forschung konkret fruchtbar zu machen? Inwieweit spiegeln Spuren die
Arbeitspraktiken von Schriftstellern und Gelehrten? Was sagen
Überlieferungsgemeinschaften von Büchern und Sammlungsgegenständen aus?
Wie lassen sich Formen scheinbar spurloser Provenienz wahrnehmen und
bewerten? Und inwieweit ist das materielle Umfeld einer Büchersammlung
bedeutsam und rekonstruierbar? 


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Montag, 9. November 2015

09:00-09:15 Uhr Begrüßung durch Thomas Stäcker, komm. Direktor der
Herzog August Bibliothek
09:15 - 09:30 Uhr Einführung
09:30 - 10:15 Uhr Elisabeth Décultot: 
Über das Besitzen von Büchern. Exzerpt und Buchaneignung im 18.
Jahrhundert
10:15-11:00 Uhr Petra Feuerstein-Herz: 
Im Dialog - Durchschossene Exemplare in frühneuzeitlichen Bibliotheken
11:00-11:30 Uhr Kaffeepause
11:30-12:15 Uhr Carola Piepenbring-Thomas: 
Alte Buchsignaturen: Zur Aufstellung der Bibliothek des Hamburger
Mediziners Martin Fogel (1634-1675)
12:15-14:30 Uhr Mittags- und Kaffeepause
14:30-15:15 Uhr Dietrich Hakelberg: 
Lebensspuren. Die Bücher des Musikers und Juristen Johann Caspar Trost
(1616/17-1676)
15:15-16:00 Uhr 
Bibelsaal der Bibliotheca Augusta 
Petra Feuerstein-Herz zeigt Nutzungs- und Bearbeitungsspuren in Büchern
aus den Beständen der Herzog August Bibliothek
16:00-16:30 Uhr Kaffeepause
16:30-17:15 Uhr Tobias Fuchs: 
Gedruckte und ungedruckte Bücher. Jean Pauls Privatbibliothek
17:15-18:00 Uhr Stefan Höppner: 
Der Kosmos der Dinge. Zur Materialität von Goethes Bibliothek


Dienstag, 10. November 2015

09:00-09:45 Uhr Caroline Jessen: 
Bibliotheken im Exil. Zur Genese und Signifikanz eines Bilds
09:45-10:30 Uhr Stephan Matthias und Oliver Matuschek: 
Wien, Salzburg, London, Petrópolis - Spurenlese in Stefan Zweigs
Bibliothek(en) 
10:30-11:00 Uhr Kaffeepause
11:00-11:45 Uhr Susanna Brogi und Ellen Strittmatter: 
good / bad. Wissensordnungen und Ordnungssysteme in Siegfried Kracauers
Exilbibliothek und Fotoarchiv
11:45-12:30 Uhr Abschlussdiskussion
12:30 Uhr	Abreise