Kategorie Tagung / Konferenz
Titel Konferenz: "Ereignis – Technik – Material" (GK "Materialität und Produktion")
Termine Donnerstag, 14.01.2016
Samstag, 16.01.2016
Ort Düsseldorf, Kulturbahnhof Gerresheim

'Material' ist ein schillernder Begriff. Er bezeichnet in den Künsten etwa Farbe, Klang oder Gips, in der Literatur Druckerschwärze und Papier oder in der Naturwissenschaft organische und anorganische Proben. Aber auch Ideen und Konzepte können als Material für Kunst und Wissenschaft fungieren.

Ob Stoff oder Begriff, das Material versperrt sich eines einfachen Zugriffs. Denn es ist von einer Doppelgebärde durchsetzt: Wie ein Vexierbild zeigt und verbirgt es sich zugleich. Diese Dynamik wurde im 20. und 21. Jahrhundert vielfach in Begriffsrelationen wie Verbergen-Entbergen, Mittelbarkeit-Unmittelbarkeit, Präsenz-Absenz oder Transparenz-Opazität zum Ausdruck gebracht. Damit einher geht, dass das Material nie als ›Roh-Stoff‹ in Erscheinung tritt, sondern immer bereits informiert ist. Das Moment der Formierung besitzt gleichwohl Ereignischarakter: Es schließt unvorhersehbare, singuläre sowie nicht-intentionale Aspekte ein und verweigert sich einer rein sinnlichen oder rein sprachlichen Auffassung.

Seit dem Beginn der Materialitätsdebatte in den 1980er Jahren werden Material und Ereignis implizit sowie explizit ins Verhältnis gesetzt. Das Erscheinen des Materials entspricht hier einem aisthetisch-semiotischen Vorgang, der sich den klassischen Dualismen von Subjekt und Objekt, Realität und Virtualität oder Sagen und Zeigen widersetzt. Reflexionen über die medialen Bedingungen des Ereignisses fanden – vielfach mit Rückgriff auf Walter Benjamin und Martin Heidegger – ebenfalls Eingang in die geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Material.

Die Tagung erweitert die Relation von Ereignis und Material um den Begriff der 'Technik'. Seine alltagssprachliche Bedeutung meint meist konkrete maschinelle Vorrichtungen. Hinterfragt werden sollen jedoch Techniken als techné, die gleichermaßen Geräte und elektronische Systeme sowie Strukturen des Wahrnehmens und des Denkens betrifft. Mit dem Begriff 'Technik' kann gerade die konstitutive Spannung zwischen den intentionalen Aspekten von Produktion und dem Ereignis 'Material' problematisiert werden. Geklärt werden muss also, inwiefern Technik als Instanz der Übersetzung, Vermittlung oder Hervorbringung zwischen Material und Ereignis fungiert und welche ästhetischen und epistemologischen Konsequenzen daraus gezogen werden müssen.


Programm:


Donnerstag, 14.1.2016

15.30-15.40 Andrea von Hülsen-Esch (Düsseldorf)
Begrüßung

15.40-16.00 David Magnus & Sergej Rickenbacher (Düsseldorf)
Einleitung

16.00-16.45 Achim Landwehr (Düsseldorf)
Davor kommt noch – danach war schon: Material – Archiv – Geschichte

16.45-17.30 Jeewon Kim (München)
Das Ereignis zwischen den Techniken des Vorbeifahrens und der Wiederholung. Verkehrsmittel und Fotoreproduktion in "Rom. Blicke" von Rolf Dieter Brinkmann

Moderation: Hanna Baro (Düsseldorf)

Kaffeepause

Keynote
18.00-19.00 Stefan Rieger (Bochum)
Verfügbarkeit. Zur Virtualisierung von Materie

Moderation: Sergej Rickenbacher (Düsseldorf)

Empfang im Terrassen-Saal


Freitag, 15.1.2016

10.00-10.45 Vittoria Borsò (Düsseldorf)
Kontingenz, Latenz und Potenzialität. Zu Ontologie und Ästhetik technischer Mediationen

10.45-11.30 Johannes Schick (Köln)
Transformationspraxis: Über Erfindung und Technik bei Gilbert Simondon

Kurze Kaffeepause

11.45-12.30 Eric Baudner (Düsseldorf)
"Willkommen in der Wüste der Wirklichkeit". Technische und materielle Bedingungen ontologischer Realitäten in Larry und Andy Wachowskis "Matrix"

Mittagspause

13.30-14.15 Mark Halawa-Sarholz (Berlin/Düsseldorf)
Zur (Un-)Moral der Ereignisästhetik

14.15-15.00 Moritz Hiller (Berlin)
Präsenz und Repräsentation. Überlegungen zu einer Philologie technischer Medien

Kaffeepause

15.30-16.15 Urs Büttner (Hannover)
"...das Sein dieses Seienden, das da 'Wetter' heißt". Meteorologie als Grundmodell für Heideggers Wissenschafts-, Medien- und Technikphilosophie

16.15-17.00 Christine Lötscher (Zürich)
Techniken des Sinns, Hermeneutik des Unsinns. Lewis Carrolls "Alice"-Romane als Entwurf einer Medientheorie

Moderation: David Sittler (Köln)

Keynote

17.30-18.30 Hans Körner (Düsseldorf)
Machtwechsel – Materialaneignung – Materialästhetik. Bronze in der französischen Denkmalsproduktion (Revolution bis Restauration)

Moderation: David Magnus (Düsseldorf)


Samstag, 16.1.2016

10.00-10.45 Martin Bartelmus (Düsseldorf)
Design des Sein. Überlegungen zu Goethes "Prometheus", Anthropotechnik und Ökologie

10.45-11.30 Jacqueline Bellon (Tübingen)
Ereignisdesign und Sichtverhältnisse: Vom unfreiwilligen Beobachten zu selektionierender Selbsttechnik?

Kaffepause

12.00-12.45 Louis Schreel (Antwerpen)
Symbolism in Kant and Deleuze. On two Dangers Inherent to the Production of Ideas

Moderation: Sebastian Sprenger (Bochum)

Abschlussdiskussion


Anmeldung zur Teilnahme:
Die Teilnahme ist frei. Um Anmeldung per E-Mail bis zum 10.1.2016 wird gebeten.

Kontakt:
David Magnus (david.magnus@hhu.de)
Sergej Rickenbacher (sergej.rickenbacher@hhu.de)

Tagungsort:
Kulturbahnhof Gerresheim
Heyestrasse 194
D-40625 Düsseldorf

Anreise ÖV vom Düsseldorf Hbf: S8, S28 (ca. alle 15 Minuten)

Veranstalter:
David Magnus & Sergej Rickenbacher
Graduiertenkolleg »Materialität und Produktion« (GRK 1678)
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Gebäude 23.21, Ebene 00, Raum 46C
Universitätsstr. 1, D - 40225 Düsseldorf
Tel: +49 (0)211 81-13638/13639