A01 |
Beschriebenes und Geschriebenes im städtischen Raum der griechisch-römischen Antike und des Mittelalters |
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UP1
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Die Präsenz von Text-Monumenten und das Selbstverständnis bürgerlicher Gemeinschaften im hellenistischen und kaiserzeitlichen Kleinasien (3. Jh. v.–2. Jh. n.Chr.) |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 1. & 2. Förderperiode
Teilprojektleiter | Dr. Ludwig Meier |
akademische Mitarbeiterin | Evelien Roels |
akademische Mitarbeiterin, Anschubfinanzierung | Anna Sitz, PhD |
Projektbeschreibung
Die vielfältige Anbringung von Texten auf Stein im öffentlichen Raum war ein prägendes Merkmal der antiken Städte, im Besonderen der griechischen Poleis im antiken Kleinasien, das grob mit der heutigen Türkei zusammenfällt. An öffentlichen Gebäuden und Monumenten sowie freistehenden Stelen und Statuenbasen wurden Texte angebracht, deren Auswahl, Anfertigung und Anbringung jeweils der Entscheidung von dazu berechtigten Gruppen, wie den Magistraten der Stadt, oder einzelnen Individuen unterlag, und deren Publikation an die Öffentlichkeit für den Auftraggeber bedeutsam war. Die Inschriften bilden deswegen eine wichtige Quelle für die Selbstrepräsentation bürgerlicher Gemeinden sowie für die Selbstdarstellung einzelner Individuen.
Eine beträchtliche Anzahl dieser Inschriften wurde als Teil einer größeren Ansammlung von Inschriften an einem bestimmten Gebäude bzw. Monument angebracht mit der Folge, dass sich diese Gebäude bzw. Monumente in Textmonumente verwandelten. Die Inschriften, die oft von sehr verschiedenen Themen handelten, konnten aus rein archivarischen Gründen zusammengebracht sein, andere Gruppen von Inschriften dagegen scheinen wegen ihrer inhaltlichen Übereinstimmungen zu einem bestimmten Zweck in einem Dossier vereint zu sein. Diese sogenannten Inschriftendossiers lassen sich in vielen verschiedenen Städten im hellenistischen und kaiserzeitlichen Kleinasien nachweisen und weisen jeweils erhebliche Unterschiede bezüglich des Inhalts, des Anbringungsortes, der Quantität, des Zeitraums der Anfertigung, der Gliederung, der Stifter sowie der der Veröffentlichung zugrundeliegenden Motive auf.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die verschiedenen Inschriftendossiers in Kleinasien in einer Vergleichsstudie zusammenzubringen und die Änderungen in ihrer Aufstellungspraxis während des Hellenismus und der frühen Kaiserzeit auszuarbeiten. Hierbei gilt es, nach den Motiven der Anfertigung und der Inszenierung der Inschriften an einem Textmonument, den (beabsichtigten) Wirkungen und der Rezeption dieser Inschriftendossiers sowie ihren Aussagen zum Selbstverständnis der bürgerlichen Gemeinde oder des Individuum zu fragen. Als Synthese beabsichtigt das Projekt schließlich, die epigraphischen Gepflogenheiten bzw. Kulturen in Bezug auf die Inschriftendossiers im hellenistischen und kaiserzeitlichen Kleinasien in einer übergreifenden Analyse zusammenzubringen.