Materiale Textkulturen
Teilprojekte
DE
     
A03

Materialität und Präsenz magischer Zeichen zwischen Antike und Mittelalter

 
UP1

Vom Papyrusblatt zur Gemme –Einsatz und Wandel von Bildmotiven und Zeichen (Ägyptologie)

 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 1. & 2. Förderperiode

Teilprojektleiter Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack
akademische Mitarbeiterin Dr. Kirsten Dzwiza
akademischer Mitarbeiter Dr. Christoffer Theis

 

 

 

Projektbeschreibung

In der Antike und darüber hinaus waren magische Praktiken ein wichtiger Teil nicht nur religiöser Vorstellungen, sondern auch des täglichen Lebens. Der Glaube an die Kraft von Zeichen und Zeichenträger bildete dabei den Wirkungshorizont der Magie.

Das Forschungsprojekt von Christoffer Theis thematisiert die Entstehung und die Entwicklung mehrköpfiger Gottheiten im alten Ägypten und Zeugnisse aus den Nachbarkulturen. Um Formierungs- und Transformationsprozesse zu erforschen, wurde ein zeitlicher Zugriff über die longue durée von der frühen Hochkultur der Ägypter über die griechische und römische Antike bis etwa in das neunte Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Aus territorialer Sicht liegt der Fokus auf dem ägyptischen Raum, doch ist von hier ausgehend ein Kulturtransfer in viele Nachbarkulturen zu beobachten, so dass das Thema über fachliche Fokussierungen hinaus eine feinmaschige, interdisziplinäre Verbindung ermöglicht. Eine thematische Aufarbeitung hinsichtlich der Verbindung von magischem Zeichen, v.a. ebenso in multimodaler Kommunikation, und dem materiellem Träger stand bisher noch aus und wurde im Rahmen dieses Projekts bearbeitet, wobei insbesondere Amulette und Statuetten als Zeichenträger im Kontext von magischen Handlungen standen. Die Ambiguität von Kontinuität und Wandel wurde am Beispiel von Darstellungen des als solchen bezeichneten polymorphen Bes behandelt und dessen Auswirkungen auf Nachbarkulturen untersucht. Die umfassende Studie über Polycephalie in der Antike behandelt hierbei neben dem polymorphen Bes auch alle weiteren mehrköpfigen Wesen im pharaonischen wie ptolemäisch-römischen Ägypten, welche z.B. in Unterweltsbüchern oder magischen Texten Erwähnung finden. Darüber hinaus werden auch die ad tempore bekannten Zeugnisse aus kontemporären Nachbarkulturen in Mesopotamien und Anatolien mit hinzugezogen um ein möglichst umfassendes Bild über Polycephalie in der Antike zu gewährleisten.

Neben dem laufenden Projekt über Polycephalie wurde im Unterprojekt eine umfassende Studie über den magischen Schutz von Räumen durch Christoffer Theis abgeschlossen. Es wurden schriftliche und archäologische Hinterlassenschaften untersucht, die den magischen Schutz verschiedener Räume im alten Ägypten nachweisen. So liegen Zeugnisse für den Schutz des Landes Ägypten, der Stadt, des Tempels, des Hauses, des Schlafgemachs wie des Grabes vor. Im Rahmen der Arbeit wurde eine umfassende Studie über die Quellen, wie sie v.a. mit verschiedenen Papyri, Tempelinschriften, Amuletten oder auch den Ächtungsfiguren als Schutz des Landes Ägypten vorliegen, vorgelegt. Ebenso wurde auf Hinterlassenschaften aus anderen kontemporären Kulturbereichen wie Mesopotamien, Altanatolien und dem Raum Syrien-Palästina eingegangen sowie zeitlich folgendes griechisches, koptisches, arabisches und hebräisches Material mit berücksichtigt. Die derzeit vorhandenen Quellen bezeugen deutlich inter- sowie transkulturelle Homogenitäten und Identifikationsmerkmale durch die lokalen und temporalen Räume. Mannigfaltige ältere Mittel wie Deponierungen, Zeichnungen und Ähnliches lassen sich auch im späteren Material noch greifen und beweisen deutlich die bereits angesprochene longue durée magischer Mittel.

Das Teilprojekt bildet einen Teil des SFB 933 Materiale Textkulturen und diskutiert neben quellenbezogener Forschung auch grundlegende Fragen der Begriffe Zeichen, Materialität und Präsenz. Die Verbindung von Zeichen und Träger wie von antiker zu nach-antiker Zeit steht im Mittelpunkt des Teilprojekts. Neben den beiden großen Projekten wurden durch Christoffer Theis mehrere Untersuchungen in renommierten ägyptologischen, theologischen und semitistischen Fachorganen publiziert.

Projektrelevante Publikationen

Monographien
  • Magie und Raum. Der magische Schutz ausgewählter Räume im alten Ägypten nebst einem Vergleich zu angrenzenden Kulturbereichen, ORA 13, Tübingen 2014 (1032 + XVI Seiten).
    Rezensiert von Stefan Bojowald auf H-Soz-u-Kult (01.08.2016), http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-258
Artikel und Aufsätze
  • Neue Identifizierungsvorschläge zu den Ächtungstexten des Mittleren Reiches, in: ZDPV 128 (2012), S. 121–132.
  • Varia Philologica: Papyrus Wien Aeg 8426, x+I,18–23, in: GM 236 (2013), S. 91–96.
  • JHWH in einem altägyptischen Zauberspruch?, in: GM 242 (2014), S. 105–110.
  • Noch ein Namensspiel in der Bibel? Zum Namen תׅרְהׇקׇה in 2. Könige 19,9 und Jesaja 37,9, in: BN 162 (2014), S. 67–74.
  • Kontext, in: MICHAEL OTT, REBECCA SAUER und THOMAS MEIER (Hrsg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/ Boston 2014, S. 93–104 (mit DANIELA C. LUFT und MICHAEL OTT).
  • Mobile und immobile Schriftträger, in: MICHAEL OTT, REBECCA SAUER und THOMAS MEIER (Hrsg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/ Boston 2014, S. 539–545.
  • Wiederverwenden, in: MICHAEL OTT, REBECCA SAUER und THOMAS MEIER (Hrsg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/ Boston 2014, S. 680–692 (mit KATHARINA BOLLE und LISA WILHELMI).
  • Tradieren, in: MICHAEL OTT, REBECCA SAUER und THOMAS MEIER (Hrsg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/ Boston 2014, S. 667–679 (mit LISA WILHELMI).
  • Beschädigen und Zerstören, in: MICHAEL OTT, REBECCA SAUER und THOMAS MEIER (Hrsg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/ Boston 2014, S. 693–704 (mit CHRISTOPH MAUNTEL, REBECCA SAUER und KAI TRAMPEDACH).
  • Inschriften zum Schutz der Grabstätte im Raum Syrien-Palästina, in: UF 45 (2014), S. 273–295.
  • Koptische Psalmentexte aus der Heidelberger Papyrussammlung, in: JCoptStud 16 (2014), S. 219–234.
  • Defensive Magie im alten Ägypten. Der Schutz der Grabstätte, in: Andrea Jördens (Hg.), Ägyptische Magie und ihre Umwelt (Philippika – Altertumswissenschaftliche Abhandlungen 80), Wiesbaden 2015, S. 119–170.
  • Ein Stemma-Dilemma. Die Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte der Totenbuchsprüche 151d–g anhand königlicher und privater Textträger, in: Gregor Neunert, Henrike Simon, Alexandra Verbovsek und Kathrin Gabler (Hgg.), Text: Wissen – Wirkung – Wahrnehmung. Beiträge des vierten Münchner Arbeitskreises Junge Ägyptologie (MAJA 4), 29. November bis 1. Dezember 2013 (GOF IV/59), Wiesbaden 2015, S. 227–252.
  • Wenn Archäologie und Philologie nicht harmonieren. Magische Ziegel, ihre Nischen und Totenbuchspruch 151d–g, in: ZÄS 142 (2015), S. 85–95.
  • KAI 2 – Doch (k)eine Drohung für Grabräuber?, in: ZAH 25–28 (2012–2015), S. 115–121.
  • Fragment einer Tagewählerei (P. Heid. Inv. Kopt. 236), in: Anne Boud’hors, Alain Delattre, Gesa Schenke, T. Sebastian Richter und Georg Schmelz (Hgg.), Coptica Palatina. Koptische Texte aus der Heidelberger Papyrussammlung (P. Heid. Kopt.). Bearbeitet auf der Vierten Internationalen Sommerschule für Koptische Papyrologie, Heidelberg, 26. August – 9. September 2012 (Studien und Texte aus der Heidelberger Papyrus-Sammlung 1), Heidelberg 2019, S. 56–65, Tf. XI+XII.
  • (Schrift-)Bildliche Magie, in: Sarah Kiyanrad, Laura Willer und Christoffer Theis (Hgg.), Bild und Schrift auf ›magischen‹ Artefakten (MTK 19), Berlin/Boston 2018, S. 1–13 (mit Sarah Kiyanrad und Laura Willer).
  • Searching for a source of the Coptic hemerology. Diachronic and synchronic approaches, in: Mythos. Rivista di Storia delle Religioni 10 n.s. (2016), S. 61–79.
  • Hekate Triformis auf Gemmen, in: Sarah Kiyanrad, Laura Willer und Christoffer Theis (Hgg.), Bild und Schrift auf ›magischen‹ Artefakten (MTK 19), Berlin/Boston 2018, S. 165–180.
  • Präsenz, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Geschriebenem und Artefakten, in: Wilfried Keil, Sarah Kiyanrad, Christoffer Theis und Laura Willer (Hgg.), Zeichentragende Artefakte im sakralen Raum. Zwischen Präsenz und UnSichtbarkeit (MTK 20), Berlin/Boston 2018, S. 1–16 (mit Wilfried Keil, Sarah Kiyanrad und Laura Willer).
  • Präsenz und (Un-)sichtbarkeit magischer Grenzen, in: Wilfried Keil, Sarah Kiyanrad, Christoffer Theis und Laura Willer (Hgg.), Zeichentragende Artefakte im sakralen Raum. Zwischen Präsenz und UnSichtbarkeit (MTK 20), Berlin/Boston 2018, S. 55–70.
Als Herausgeber
  • Bild und Schrift auf ›magischen‹ Artefakten (MTK 19), Berlin/Boston 2018 (260 + VIII Seiten; mit Sarah Kiyanrad und Laura Willer).
  • Zeichentragende Artefakte im sakralen Raum. Zwischen Präsenz und UnSichtbarkeit (MTK 20), Berlin/Boston 2018 (366 + VIII Seiten; mit Wilfried Keil, Sarah Kiyanrad und Laura Willer).

 

Teilprojekte der 3. Förderperiode

A01 A02 A03 A05 A06 A08 A09 A10 A11 A12 B01 B04 B09 B10 B13 B14 B15 C05 C07 C08 C09 C10 INF Ö2 Z

 

 

abgeschlossene Teilprojekte

A01 A03 A04 B02 B03 B06 B07 B11 B12 C01 C02 C03 C04 C06 IGK Ö1

 

 

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